wie wir zu einem Sommerhaus auf Island kamen

Monat: Juli 2023

Auto – es kam schneller, als wir dachten

Unser Jón ist nun mal 17 Jahre alt. Er sieht zwar noch richtig gut aus, aber die Zeit fordert ihren Tribut. So ist das nun mal. Wir hatten es schon eingepreist, dass ab und an mal was fällig wird. Aber nicht, dass es so schnell kommt :-))))))

Auf dem Rückweg von einem Ausflug auf Snaefellsness macht es plötzlich „Klonk“ und ich sah im Rückspiegel etwas auf der Strase liegen. Meine Frau sagte „das ist unser Endtopf“ und ich sagte nur „awa, kann gar nicht sein“. Bei genauerer Betrachtung des Gegenstands auf der Strasse kame er mir doch etwas grösser vor. Also zurückgesetzt und tatsächlich: es war unser Endtopf…… Interessanterweise war der Teil des Abgassystems vom Mittelschalldämpfer bis zum Endtopf nicht verschweisst sondern nur gesteckt. Warum auch immer…. da der linke Bremssattel festsass und wir noch dringen unsere Spike-Reifen wechseln mussten, stand eh ein Werkstatttermin an.

Also den Endtopf geschnappt, in den Kofferraum geworfen und nach Hause gefahren. Werkstatt angerufen, für den nächsten Tag einen Termin zum Reifenwechsel ausgemacht.

In der Werkstatt angekommen wird erstmal festgestellt, dass der linke Bremssattel festsitzt. Ist eine typische Pajero-Krankheit. Dann die Überraschung: die „Sommerreifen“ passen nicht auf den Pajero. Man benötigt andere Radbolzen….

Also ab nach Reykjavik. Uns durch verschiedene Zubehör- und Autoteileshops gefragt und dann die antowrt bekommen „Try Arctic Trucks. If they dont have them, they dont exist.“. Arctic Trucks, Hammer. Wollte ich immer mal hin. Eine Legende. Die Jungs bauen schon sehr geländegängige Geländewagen nochmal geländegängiger um. Unter anderem war einer dieser Trucks der Star in einer Folge von Top Gear: „Polar Special“

Und tatsächlich, die Bolzen waren verfügbar. Also Bolzen gekauft, wieder zur Werkstatt um dann festzustellen, dass die Reifen NICHT vom Pajero sind und auch nicht auf das Fahrzeug passen.

Die Antwort des Verkäufers:

Dear Oscar

I am shoked to hear this, unfurtunatly this is not the first time I hear something like this with old cars, it seams like that the owners just delivere something with the cars. Unfurtunatly there is little that I can do to, in this matter other than ask the former owner to compensate you the loss.

Es gilt: gekauft wie gesehen, wir haben auch zum Teil Verständnis für den Händler. Ärgerlich, aber so ist es nun mal. Wir brauchten schnell eine Lösung, denn zwischen dem 15.04. bis zum 01.11. ist es illegal, mit Spike-Reifen zu fahren. Die Strafe beträgt seit diesem Jahr 25000 ISK PRO Reifen 🙂 wenn man erwischt wird.

Super, Reifenhändler in Reykjavik angerufen, vielleicht hätten wir etwas mit Spacern machen können. Am nächsten Tag also zum Reifenhändler. Als Jón auf der Bühne stand bat ich den Mechaniker, mal geschwind mit dem Vorschlaghammer auf dem Bremssattel links zu schlagen, vielleicht löst er sich wieder. Gedacht und gehofft, aber der war völlig zu. Auch die Bremsscheibe hat schon gelitten…..

Das schöne an Island: jeder kennt dann jemanden, der manchmal jemanden kennt, der einem helfen kann.

Also die Werkstatt um die Ecke angerufen, der Mechaniker war in 5 Minuten vor Ort, schaut sich den Schaden und unseren Endtopf, der mit einem Schnürsenkel fixiert war. Schnürsenkel? Wir waren am Abend vorher noch essen und auf dem Weg zum Restaurant fing das Abgasrohr an, an der Kardanwelle zu schleifen. Also haben wir, da nichts anderes zur Hand war (üblicherweise haben wir eine grosse Rolle Blumenbindedraht im Auto für Notreparaturen liegen), musste ich den Schnürsenkel aus dem Schuh meiner Frau nehmen 😉

Er hat kurz den Schaden begutachtet, schon im Weglaufen die Ersatzteile bestellt und wir sind nach dem Reifenwechsel (neue Felgen waren nötig…..) zu ihm in die Werkstatt.

Wir hatten an diesem Tag noch Termine und mussten mobil sein. Was tun? Ganz einfach, der Werkstattchef hat uns einfach mal sein Privatauto gegeben, damit wir mobil waren und die Termine wahrnehmen konnten. Hammer. Einfach so. „Fahrt vorsichtig“ war alles. Keine Kopie von irgendwas, keine Papiere, kein HickHack

Ein für uns sehr isländischer Moment, denn in dem Augenblick waren nicht die Prozesse oder sonst irgendwas interessant, sondern nur die Problemlösung. Das ist etwas, was wir sehr an Island schätzen.

Alle Termine abgrackert, um 16.30 kam der Anruf, dass Jón fertig sei. Wir haben noch das Auto vom Chef getankt, sind zur Werkstatt und hatten unser fertig repairiertes Auto (diesmal mit geschweisster Auspuffanlage) innerhalb von 6h völlig unkompliziert wieder zurück.

Wie man sieht, beide Scheiben waren durch…. Der Rest sieht seiner Aussage nach noch sehr gut aus, insofern war der Kauf alles in allem immer noch kein Fehler. Das Auto braucht Pflege und Reparaturen, so ist das nun mal….

Am Abend haben wir dann noch einen Termin mit dem Bauunternehmer, also hingedüst über Wege durch Reykjavik, die wir so noch nie gesehen haben. Wir haben uns fast als Einheimische gefühlt, denn Touristen kommen dort normalerweise nicht lang….

Der Bauunternehmer ist aber eine andere Geschichte…..

Auto oder nicht Auto?

Aufgrund der gestiegenen Mietpreise für Autos auf der Insel haben wir lange gehadert, ob wir uns ein Auto kaufen sollen oder nicht.

Ob oder eher nicht, das muss jeder für sich selber ausrechnen. Wir sind zu viert und haben eigentlich immer leichtes Gepäck dabei, dennoch ist ein Vitara schon sehr knapp für uns. Da bedeutet wiederum, dass man ein grösseres Auto braucht. Eventuell will man auch noch eine F-Strasse mit Wasserquerung fahren, dann wird es schon sehr eng mit Mietautos. Und dann ist es kein Spass mehr, wenn man zwischen 120-190€/Tag zahlt (in der Hochsasion manchmal auch mehr)

Vorteil: man hat ein mehr oder weniger aktuelles Auto, mehr oder weniger gewartet und im Winter ist es der grösste Vorteil, weil man die Spike-Reifen drauf hat.

In den letzten Monaten war es dann aber eher so, dass man schlachtreife Rosinanten hatte mit 90 und mehr TKm mit dementsprechenden Abnutzungserscheinungen.

Wartung und Pflege? Eher weniger. Mein persönlicher Rekord liegt darin, dass ich ein Auto hatte, an dem KEINE Fläche ohne Delle, Kratzer oder was auch immer war.

Vom Unterboden rede ich hier mal nicht. Unterboden? Ja, Unterboden! Der ist nicht wirklich versichert. Aber das ist auch wieder eine andere Story….. Und Wasserquerungen sind sehr kritisch, da keine Versicherung Schäden aus einer Wasserquerung übernimmt. Wenn man also Pech hat, sind es 5-stellige Beträge die man aus eigener Tasche zahlen darf…..

Wie schon eingangs erwähnt, das eigene Auto zu importieren lohnt sich grundsätzlich nicht. Gar nicht. Überhaupt nicht. Die Zölle sind wahnsinnig hoch. Fürher konnte man sein Auto mitbringen und es auf der Insel lassen, diese Regelung wurde gekippt und deutlich problematischer gestaltet. Maximal 360 Tage, man darf die Insel dann maximal für 6 Wochen für den Zeitraum verlassen. Wie genau die Strafe aussieht, habe ich dann gar nicht mehr verfolgt. Sicher ist nur: sie wird EXTREM saftig…..

Also: Autokauf….. aber wo findet man Autos?

Hier 🙂 Bilasolur.is

Dort kann man nach Herzenslust nach Autos suchen, feine Sucheinstellungen sind möglich und man kann die Händler kontaktieren und so weiter. Feine Sache. Wenn ma nes sich zutraut von privat ein Atuo zu kaufen, empfiehlt sich folgende FaceBook-Seite:

Brask og Brall.is

Das ist wie Ebay-Kleinanzeigen, nur auf FB. Wenn man sich also das zutraut, kann man da den einen oder anderen Schnapper landen.

Es gibt auch einen TÜV, eine Versicherung braucht man ebenfalls. Die kostet uns für unser Auto um die 150€/Monat, der Tüv wird dann um die 80-100€ jedes Jahr kosten. Einfach nur den Makler oder den Autoverkäufer fragen, er wird sicher jemanden kennen, der einem dann weiterhilft.

Es sollte ein Geländewagen sein (wir wollen auch mal ins Hochland), gepflegt und gewartet sein. Das kann manchmal ein Problem sein, weil manchmal das Serviceheft verloren geht…. Aber wenn der Tüv sein Okay gegeben hat, dann ist man schon auf der sichereren Seite. Man kann auch mit dem Händler zum TÜV fahren und das Auto begutachten lassen. Ist wie bei uns.

Händler ist wieder eine andere Sache, da gibt es weltweit nur wenig Unterschiede. Deswegen sollte man dort ganuso vorsichtig sein wie bei uns.

Wir haben uns für einen Pajero BJ2006 mit knapp 300TKm entschieden. Da auf Island eine Höchstgeschwindigkeit von 90km/h ausserhalb der Ortschaften gilt, halten die Motoren ewig.

Ein Freund aus Reykjavik ist dann geschwind rüber und hat eine Probefahrt für uns gemacht. Das Auto hatte frisch TÜV, keine sichtbaren Roststellen, war innen Top, Ölwechsel war fällig, aber das stellte kein Problem dar. 8-fach bereift und in unserer Preisklasse.

Hauptsächlich ausserhalb von Reykjavik gefahren (damit kein Salz, aber potentieller Anhängerbetrieb) Also per Email den Kauf vorbereitet, 50% als Anzahlung per SEPA-ÜW angewiesen und das Auto war für uns reserviert.

Dann kam wieder der isländische Moment. Wir landeten am Ostermontag und brauchten das Auto……. bis 1 Tag vor unserer Landung wussten wir nicht, ob wir ihn abholen können. Dann aber: „kein Problem, einer von uns wird da sein.“ Und dem war auch so. Es war jemand für uns ins Geschäft gefahren (an dem Tag hatte er noch mehr Kunden) und wir konnten unseren Jón (ein sehr zuverlässiger Name) in Empfang nehmen.

Leider war unsere Kennitala noch nicht vollständig digitalisiert, so dass der Kaufvertrag auf Papier ausgefüllt werden musste. Hat man die elektronische ID eingerichtet, so kann der komplette Vorgang per Audkenni-App abgewickelt werden. Kein Papier mehr. Gleichzeitig wurde das Auto elektronisch umgemeldet, die Versicherung abgeschlossen und der ganze Vorgang dauerte keine 10 Minuten….

Für uns als Deutsche ein unvorstellbares Geschehen. Wie, Autokauf in 10 Minuten mit allen Formalien? Wie, keine Dopplekarte, kein Kennzeichen, kein Besuch des Amtes mit 4 Wochen Vorlaufzeit etc. etc. etc.?

Die Rechnung der Stadt Reykjavik für das Ummelden war ein Tag später auf usnerem isländischen Konto und konnte bequem elektronisch beglichen werden. Genauso wie die Versicherung.

Die Einfachheit hat nicht nur mit der elektronische ID zu tun, sondern auch mit der Handhabung der Kennzeichen. Wird das Auto zugelassen, wird es mit dem Kennzeichen verheiratet. Es behält es bis zum bitteren Ende. Auch jede Werkstatt kann sich die genauen Fahrzeugdaten holne, was die Kommunikation für Ersatzteile deutlich einfacher macht. Auf der anderen Seite kann man die Hisotrie des Fahrezeugs einsehehn, irgendwie haben wir das Gefühl dass Datenschutz noch nicht ein sehr grosses Thema auf der Insel ist…..

Insgesamt ist das Land in solchen Sachen deutlich weiter als die Behörden bei uns.

Dann war noch die Frage des Parkens zu klären. Nicht unwichtig, denn das Auto sollte in der Nähe von Keflavik stehen aus logischen Gründen 😉

Laternenparken ist keine gute idee, das Auto wird sehr wahrscheinlich ausgeschlachtet, wenn es lange nicht bewegt wird. Es gibt mehrere Parkmöglichkeiten, die allesamt Geld kosten. Logischerweise.

Wir haben uns für carpark.is entschieden. Klasse Service, Shuttle-Service, Autoreinigung etc und Björgvin ist ein netter und zuverlässiger Mensch. Kostet pro Tag um die 300Kr, das Auto steht auf einem grossen, bewachten Parkplatz. Drei Kreisverkehre vom Flughafen etnfernt (knapp 10 min mit dem Shuttle) ist es ideal.

Über das Webformular ist es sehr einfach, das Shuttle zu ordern. Wenn man die Koffer hat ruft man dann einfach durch und wird abgeholt. Easy.

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