Eigentlich waren wir auf dem Weg, uns ein zum Verkauf stehendes Haus anzuschauen. Dem üblichen Schema folgend wurde es 2 Tage vor unserem Eintreffen verkauft. 😉 Allmählich begann ich zu glauben, dass es nicht sein soll.
Egal, wir waren nun abgehärtet, warfen den Computer an und suchten uns 6 Grundstücke/Häuser in der Umgebung unseres Schlafplatzes heraus. Die wollten wir dann in Ruhe anschauen, erstmal ohne Makler, und uns dann entscheiden und spontan einen Termin mit dem Makler vereinbaren.

Es ist tatsächlich so, dass wenn Du bei denen vor der Türe stehst oder mitteilst, dass Du in Island bist und JETZT einen Termin willst, sich durchaus was bewegt.
Wir haben uns in die Gegend von Husafell verliebt, es ist eine schöne Gegend, 1.25h von Reykjavik entfernt, knapp 2h von Keflavik. Alles im Rahmen. Husafell selber ist ein altes und beliebtes Ferienhausgebiet mit vielen Attraktionen drumherum und in angenehmer Fahrweite. Zudem ist es dort ruhig und das Wetter ist recht angenehm. UND es ist eine „hot aera“, es gibt also Zugang zu geothermalen Wasser. Insofern haben wir uns auf diese Gegend konzentriert.
Es musste noch die Entscheidung fallen, falls es ein Grundstück wird, kaufen oder mieten? Als Alman waren wir vom mieten eher nicht soooooo angetan…. aber der Makler hat uns ein bisschen den Kopf gewaschen 😉
Wir sind zu einem Grundstück hochgefahren, etwa 3 min vom Hraunfossar entfernt. Und haben uns spontan verliebt. Ein grandioser Blick Richtung Eriksjökull, mit ein bisschen Fantasie kann man eine Ecke des Langjökull erhaschen. Unser Hausberg ist der Ok, der leider 2014 den Status eines Gletschers verloren hat aber immer noch von Eisfeldern bedeckt ist.

Nun sieht man auf dem Bild nicht das, was man sich erhoffte. Das Wetter war nicht gut. Aber dennoch, wir kennen die Gegend recht gut, deswegen wussten wir, was uns bei gutem Wetter erwartet. Also den Makler angerufen und der erste Schock, auf dem Nachbargrundstück war schon ein Weg planiert und Vorbereitungen für eine Fundamenplatte zu sehen…. aber der Makler hatte das Grundstück als noch verfügbar markiert. Nächste Lektion: die Sachen sind nicht immer aktuell, nachfragen tut Not. Makler erreicht und sofort einen Termin zum unterzeichnen der Verträge in 3h in seinem Brüo in Reykajvik ausgemacht. Spitze, wir sahen aus wie die Trolle (es war alles sehr nass, sehr matschig und wir hatten keine normalen Klamotten dabei da wir gar nicht damit gerechnet hatten, ein Grundstück zu bekommen). Egal, wir sollen kommen.
Praktischeweise hat Heimir sein Büro in Faxafen, genau gegenüber dem 66 North Outlet-Shop (übrigens sehr empfehlenswert, Outlet auf der einen Seite, regulärer 66 North Shop auf der anderen Seite mit echt grosser und guter Auswahl und hauptsächlich von Locals besucht)
Wir also von Husafell gemütlich Richtung Reykjavik los, gemütlich noch bei 66 North geshoppt und dann zum Büro von Fasteignaland. Heimir war sehr herzlich und nett. Nach knapp 2h waren alle gröberen Formalitäten durch und wir haben ein Gebot für die Miete des Grundstücks abgegeben. Das ist eine Langzeitmiete über 25 Jahre und das isländische Recht schützt den Mieter in einem ungewöhnlich hohem Masse. Der grösste Vorteil ist: man muss sich um nichts kümmern, das mit dem Grundstück zusammenhängt. Wenn wir uns vorstellen, dass wir bei einer Eigentümerversammlung auf isländisch zugegen sein müssten ;-))))))) Wenn der Mietvertrag dann ausläuft sind die weiteren Bedingungen auch schon mehr oder weniger fest. Wir zahlen einen einmaligen Erschliessungsbetrag und danach eine jährliche Pacht.
Es lohnt sich unter dem Strich, denn die Pflichten des Grundeigentums sind nicht sehr viel anders als bei uns. So haben wir unsere Ruhe und die Kontakte mit den Ämtern etc. muss der Eigentümer übernehmen.
Das Gebiet ist dediziert als Sommerhaus-Gebiet von der Gemeinde ausgewiesen. Das ist nicht unwichtig, denn im Gegensatz zu einem Wohngebiet ist die Gemeinde NICHT zu bestimmten Leistungen verpflichtet. Man kann z.B. auf diese Adresse keinen Wohnort eintragen. Die Ausweisung als Sommerhausgebiet beinhaltet eine grundsätzliche Bauerlaubnis (z.B. 150m2 einstöckig, max 5,30m hoch etc.). Vor Baubeginn muss natürlich, wie auch hier, eine Baugenehmigung eingeholt werden.

Heimir hat sich um die Beantragung einer Kennitala (Sozialversicherungsnummer) gekümmert. Die Kennitala ist wichtig, wenn es um weitere rechtsverbindliche Geschäfte geht. Sie ist eine einzgiartige Identifikationsnummer die den Halter immer und eindeutig ausweist. Wenn man in Island Geschäfte tätigen will, (Kontoeröffnung etc) MUSS man die Kennitala haben. Böse Zungen behaupten dass sie hauptsächlich für die Steuer eingeführt wurde, damit dem Staat nicht eine Krone entgeht. 😉
Nach unzähligen Unterschriften, Kopien, Unterschriften und noch mehr Kopien waren wir dann fertig und sind nochmals kurz zum Grundstück. Dieses Mal war das Wetter besser. Das Praktischste überhaupt: Der Makler ist gleichzeitg Notar. Nix neuer Termin etc., alles aus einer Hand und das schnell und professionell.


Wichtig war bei der Auswahl des Grundstücks:
1.) bereits abgeschlossene Erschliessung
2.) Bodenbeschaffenheit, die ein bauen mit minimaler Vorbereitung erlaubt
und natürlich die Lage, der Bewuchs und die Nachbarschaft 😉
Waas die Bodenbeschaffenheit angeht ist folgendes anzumerken: nicht jeder Boden ist dort gleich zur Bebauung geeignet.
Es kann bei nicht genauem Nachfragen oder dem zweiten Blick sich herausstellen, dass der Boden kein Boden sondern nur lockerer vom ehemaligen Gletscher abgelagerter Schutt oder ein Sumpf ist. Dann MUSS der Boden getauscht bzw umgearbeitet werden, um eine Tragfähigkeit zu gewährleiten. Bei Aushubgrössen von 300m3 oder mehr auf Island ein sehr, sehr teurer Spass.
Leider findet man zu dem Baupreisen und ähnlichem auch nur schwammige Angaben und keine Firmen, Informationen oder ähnliches.
Der Hauptgrund dafür ist: die Firmen betreiben selten englisch-sprachige Websites und die SEO ist nicht auf englisch oder sonst irgendwie ausgeprägt. Es scheint auf den ersten und zweiten Blick, dass die Isländer in einer Blase leben und sich darin echt säuisch wohl fühlen.
Persönliche Kontakte und Empfehlungen sind dort Trumpf. Da kennt der ein den anderen und der kennt dann wiederum jemanden, der dann….. das Spiel funktioniert aber erstaunlich gut.

Leicht misstrauisch mussten wir dann feststellen, dass man als Ausländer bei diesem Spiel NICHT abgezockt oder veralbert wird. Die Preise, die uns genannt wurden und werden, entsprechen der Norm und dem Mittel. Es gibt keine „Deppen“-Aufschläge und alles, was wir bisher dort erlebt haben, war höchst korrekt.
Also: Gebot für das Grundstück abgegeben, Kennitala beantragt, alle Papiere fertiggemacht und dann ging es wieder nach Hause. Ein Meilenstein war damit schon mal geschafft.
Als nächstes auf dem Plan: Autokauf. Da die Preise für Mietwägen inzwischen astronomische Höhen erreicht haben, wird es sich für uns innerhalb von 1.5-2 Jahren lohnen, uns selber dort ein eigenes Auto zu kaufen.
Den Import des eigenen Wagens kann man getrost vergessen, die Einfuhrsteuer ist dermassen hoch dass es die Angelegenheit SOFORT wieder unrentabel macht. Es gibt keine Schwackeliste, der Zoll schaut tatsächlich auf z.B. Mobile.de und nimmt den tatsächlichen Marktwert und nicht den Listenwert. Wir haben einen umgebauten Nissan Patrol hier in D stehen und der Marktwert ist dermassen hoch, dass der Zoll und die Einfuhrsteuer fast den Wert des Autos erreichen….

Aber der Autokauf ist ein eigener Beitrag *lol*
















